Archiv

2023
Kathrin Horsch – ABOVE/BELOW
Mit Klang
Marianne Greve – Urmusik – Plank-Ton-Melodie I 
Katja Kölle – Dunkle Bilder, dunkle Klänge, dunkle Getränke II

2022
Lorenz Pasch – Im Leerlauf

2021
Katja Kölle – Listen! INSIDE – OUTSIDE²
Dodo Schielein & Frauke Eckhardt – sound mapping 144

2020
Surya Tüchler – KnöterichRaum

2019
Dodo Schielein & Torsten Bruch – Klang durch Spiel
Heinz Weber – Hörwerke, 1979 – 2018
Katja Kölle – Spiegelungen

2018
Peter Strickmann – Konzert
Michal Cáb – Improvisiertes Konzert für DIY-Mehrkanal-Soundsystem & Tastlaute
Heiko Wommelsdorf – Lautsprecher
Hubert Steins – Zweckentfremdet – Der Lautsprecher als Material der Klangkunst
Rob Frye – Flux Bikes
Katja Kölle – Dunkle Bilder, dunkle Klänge, dunkle Getränke

2017
Strobreden – Eröffnung


ABOVE/BELOW
Zeitraum: 08.12.-10.12.2023
Künstlerin: Kathrin Horsch

Release der Vinylplatte ABOVE/BELOW am Freitag den 08. Dezember 2023.

www.kathrinhorsch.de


Mit Klang
Zeitraum: 17.09.-01.10.2023
Teilnehmende Künstler*innen: Jakob Spengemann, Nika Schmitt, Kathrin Lambert, Sophia Bauer, Heiko Wommelsdorf

In der Ausstellung mit ephemerer ortsbezogener Klangkunst geht es um die akustische Erforschung von Räumen. Der Raum ist mehr als nur ein Rahmen für die Arbeiten: Er steuert seinen architektonischen, funktionalen und historischen (Bau)Körper mit vielen Eigenschaften bei und wird so Teil der Arbeit.
Das interdisziplinäre Arbeiten sowie der Austausch mit anderen Künstler/innen ist sehr wichtig. Deshalb organisiert Heiko Wommelsdorf eine Ausstellungsreihe, in der Student/innen und junge Absolvent/innen verschiedener Kunsthochschulen zusammenarbeiten. Ein fokussierter daraus resultierender Effekt ist, die folgende Generation von Klangkünstler/innen miteinander zu vernetzen.

Jakob Spengemann – Alisa, Camillo, Harry, Lennart, Marie, Noi, Rosa, Tammy

Nika Schmitt – coin-cidence

Kathrin Lambert – Narziss & Echo

Sophia Bauer – 26 Vogelstimmen

Heiko Wommelsdorf – Trommelfelle


Urmusik – Plank-Ton-Melodie I 
Zeitraum: 03.-18.06.2023
Künstlerin: Marianne Greve

Partitur: Leporello als Wandhängung
Projektion: Gleiten und Treiben der Stachelbeerqualle (Super 8 – Film)
Konzertaufnahme: Lucia Wojdak am Cello

Das Werk der naturwissenschaftlich geschulten Konzeptkünstlerin Marianne Greve umfasst die Verknüpfung unseres Natur-Kulturverhältnisses. In ihren Partituren macht nicht nur der Ton die Musik. Gleichberechtigt mit dem Klang sind die als Leporello dokumentierten Entstehungsphasen: Es entstehen assoziative Hörbilder. In der Plank-Ton-Melodie I schwimmt Pleurobrachia pileus – die Stachelbeerqualle – vor der klassischen Notenlineatur und bestimmt so die jeweiligen Notenwerte. Die lautlosen Schwimmbewegungen, das Gleiten und Treiben, werden durch das Cello instrumentiert. Die Stachelbeerqualle ist eine besondere Vertreterin für Symmetrieformen in der Natur – zwei konkrete Spiegehälften teilen ihren Körper.Das Prinzip dieser seriellen Arbeiten besteht darin, Naturprozesse zu veranschaulichen und mit der geistigen Welt in Beziehung zu setzen. 


Dunkle Bilder, dunkle Klänge, dunkle Getränke II
Zeitraum: 24.02.-25.03.2023
Künstlerin: Katja Kölle

Um neue Wahrnehmungsmöglichkeiten zu erkunden, sind Getränke, die üblicherweise zur Eröffnung als gastfreundliche Beigabe angeboten werden, die Basis einer Ausstellungsreihe, bei der ausnahmslos dunkle Getränke bereitgestellt werden.

Wir lieben heißen Kaffee. (Der sein individuelles Aroma und die braune Farbe erst während der Röstung erhält, bei welcher der Fruchtzucker karamellisiert.) Stark gekühlt getrunken wird hingegen das obergärige schwarze Bier „Stout“. Kohlensäurehaltig, dunkel und süß sind Malzbier sowie Cola-Getränke, tief violettrot und herbe sind dagegen u.a. Holunderbeersaft (Sambucus nigra) und mancher Rotwein. Da die dunklen Getränke im Geschmack und Charakter höchst unterschiedlich sind, müssten sie die Rezeption von dunklen Bildern und Klängen beeinflussen oder sogar steigern. In der dreiteiligen Reihe „Dunkle Bilder, dunkle Klänge, dunkle Getränke“ gehe ich genau dieser Frage nach. Ausstellung II. konzipierte ich auf Island im Rahmen einer Artist-Residency.

Im Südwesten von Island befindet sich eine breite Grabenbruchzone. Hier driften die nordamerikanische und die eurasische Lithosphärenplatten auseinander. Was für ein Erlebnis, sich quasi zwischen den beiden Kontinenten zu bewegen, inmitten der schroffen Felsen der geborstenen, zerklüfteten, gerissenen Landschaft.

www.katja-koelle.de


Im Leerlauf
Zeitraum: 04.06.-12.06.2022
Künstler: Lorenz Pasch

Eine Zeitspanne, die sich schier endlos erstreckt, ein Schwebezustand zwischen noch-nicht und nicht-mehr. Eine gedrehte Münze hört nicht auf sich zu drehen, ein Algorithmus schreibt einen endlosen Satz und ein ausgesteckter Winkelschleifer kommt nicht zum Stillstand. Lorenz Pasch entwickelt surreale Gesten, die in ihrer Bewegung von Anfang bis Ende plötzlich innehalten – als wollten sie den kurzen Moment zwischen Werden und Vergehen hinauszögern. So dehnt Pasch den nicht wahrnehmbaren Augenblick zu einem sinnlichen Kontinuum des unendlichen Übergangs. Auf diese Weise zieht er die Besucher in einen hypnotischen Sog, in dem sie einer konstanten Spannung ausgesetzt werden. Denn obwohl der entscheidende Moment nie einzutreffen scheint, verbleibt stetig die latente Möglichkeit: Es braucht bloß einen Windzug, und die Münze wird zum Fall gezwungen. (Frederik Wellmann)

(Raum 1)
Vielleicht, 2022 / Buch: „Die page blanche in der Literatur und bildenden Kunst der Moderne“, 1-Cent-Münze, Porzellanteller, Batterie, Gleichstrommotor, Neodymmagnete, Mikrocontroller
(Raum 2)
Standby, 2022 / Möbelarrangement Ohne Punkt und Komma, 2022 / Mobiltelefon des Künstlers, eingebauter Autokorrektur-Algorithmus, Relais, Kupferdraht, Mikrocontroller, Batterie
(Raum 3)
Zwischen noch-nicht und nicht-mehr, 2018 / Winkelschleifer-Gehäuse, Shepard-Sound, mp3-Player, Lautsprecher, Gleichstrom-Motor, Powerbank, Mikrocontroller

www.lorenzpasch.net
www.instagram.com/lorenzpasch


Listen! INSIDE – OUTSIDE²
Zeitraum: 04.09.-05.09.2021
Künstlerin: Katja Kölle

Hörstationen von Katja Kölle im Garten von Strobreden für Klangkunst-Enthusiasten.

Listen! INSIDE – OUTSIDE² ist ein konzeptuelles Spiel von „außen“ und „innen“: Hinter Türen oder in Büschen und Bäumen hängen Beutel mit kleinen Lautsprechern. Man kann Samples aus Suffolk, Sussex, Ceridigion, Snowdonia, Yorkshire, Cumbria und Antrim vernehmen. Die genaue Herkunft der Laute wird verschwiegen, denn es geht weniger um den Aufnahmeort als um die gegenwärtige Wahrnehmung, der aus den räumlichen und zeitlichen Zusammenhängen gehobenen Soundscapes. Hört man z.B. die Weite einer Landschaft, markante Rufe oder die Akustik eines Innenraums gemeinsam mit den momentanen Umgebungsgeräuschen des Gartens?

www.katja-koelle.de


sound mapping 144
Zeitraum: 05.06.-13.06.2021
Künstlerinnen: Dodo Schielein und Frauke Eckhardt

Die Ausstellung der Klangkünstlerinnen Frauke Eckhardt und Dodo Schielein hat im „Strobreden – Haus für Klangkunst-Enthusiasten“ in Hamburg Premiere. Gemeinsam ist ihnen das Interesse an der Teilhabe der Besucher*innen, die durch spielerische Berührungen der Arbeiten Klang erzeugen und erfahren können. Neben den interaktiven Klangarbeiten werden auch ortsbezogene Klanginstallationen zu sehen sein.

Frauke Eckhardt (Saarbrücken/Köln) studierte Bildhauerei an der AdBK, Nürnberg und Audiovisuelle Kunst an der HBKsaar, Saarbrücken. Sie bekleidet seit dem WS 20/21 die Gastprofessur Sound II an der KHM Köln und ist Vorstandsmitglied des Saarländischen Künstlerhauses.
https://fraukeeckhardt.de/

Dodo Schielein (Hamburg) studierte freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und belegte Kurse für Komposition- und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Sie ist als Komponistin, Klangkünstlerin und bildende Künstlerin tätig.
www.dodoschielein.de/

Dodo Schielein – music for ears

Frauke Eckhardt – KlangWellen

Dodo Schielein – Musik zu Fuß

Frauke Eckhardt – KlangRoller


KnöterichRaum
Online-Performance: 31.10.2020
Künstlerin: Surya Tüchler

Die Performancekünstlerin Surya Tüchler arbeitet in ihrer ortsspezifischen Performance „KnöterichRaum“ mit Japanischem Staudenknöterich im Ausstellungsraum des Haus für Klangkunst-Enthusiasten Strobreden. Die Natur gibt der Künstlerin hier ein Gefühl der Sicherheit im Innenraum während einer weltweit herrschenden Pandemie. Andererseits verweist das Knacken des Materials auf die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers.

Die einstündige Performance wurde im Rahmen der internationalen Online-Veranstaltung „2nd Be-coming Tree Collective Live Art event“ am 31.10.2020 per Live-Stream gezeigt.

www.suryatüchler.de
www.vimeo.com/suryatuechler


Klang durch Spiel
Zeitraum: 17.11.-01.12.2019
Künstler*innen: Dodo Schielein und Torsten Bruch

Das Hamburger Künstlerpaar thematisiert in seiner Ausstellung „Klang durch Spiel“ zwei Arten der Klangerzeugung. Die eine bezeichnet Geräusche, welche während spielerischer, freier Handlungen entstehen. Die andere kommt von komponierten Klängen und Geräuschen eines Musikstückes.

Torsten Bruch zeigt seine 5-Kanal Videoinstallationen: „Funasaka Symphony“ und „Ping Pong“.

Dodo Schielein zeigt ihre interaktive Arbeit „paper music #3“, welche die Besucher auffordert, selbst Musik zu machen. Des Weiteren sind die Kompositionen „Schatten – für symphonisches Orchester“ und „Windstück – für gemischtes Bläserensemble“ als Videodokumentation zu sehen.

www.methodik-bruch.de
www.dodoschielein.de

Torsten Bruch – Ping Pong

Dodo Schielein – paper music #3

Torsten Bruch – Funasaka Symphony


Hörwerke, 1979 – 2018
Zeitraum: 06.06.-16.06.2019
Künstler: Heinz Weber

Die neue Klanginstallation ora et labora ist ein Labor, in dem Heinz Weber der Frage nachgeht, ob es möglich ist, Klang nicht als eine Erscheinung „im“ Raum zu betrachten, sondern Klang und Raum gleichzusetzen und somit eine Situation des „in einem Klang Seins“ zu schaffen. Ihm fasziniert die Vorstellung von Klang als maximale Unordnung im Raum – ein Raum, in dem Klänge nicht verortet sind und in dem sie keine Bewegung ausführen.

2017 hatte Heinz Weber die Möglichkeit, in der Abtei St. Hildegard, einem Benedikti- nerinnen-Kloster in Eibingen/Rüdesheim, drei Tage lang in den Werkstätten und Wirtschaftsräumen den klösterlichen Alltag in Tonaufnahmen zu dokumentieren. „Die kompositorische Grundstruktur der Klangarbeit ora et labora ergibt sich aus Verlauf und Dauer der abendlichen Vesper mit ihren Wechselgesängen von Solistin und Chor“.

Ergänzend sind per Kopfhörer drei weitere Klangarbeiten zu hören und eine bislang unveröffentlichte grafische Partitur zu sehen.

www.klangkunst-heinzweber.de


Spiegelungen
Zeitraum: 09.02.-14.02.2019
Künstlerin: Katja Kölle

Katja Kölle verbindet in ihrer Klang-Raum-Installation leise Sprachfragmente mit Spiegeln, Spiegelfolien, Wasser, Salz, Papier, einer Büste von Surya Tüchler und objects trouvés künstlerisch miteinander. Sich aus dem Zusammenspiel ergebende Fragen können selbstbezüglich werden: Wie begegne ich meinem Spiegelbild? Kann ich die Gefühle anderer spiegeln? Wie klingt Gespiegeltes?
Dank an Nina Gerhards (Sprecherin), Janina Klassen (Salz) und Surya Tüchler.

www.katja-koelle.de


Peter Strickmann
Konzert: 27.07.2018

Peter Strickmann installiert, performt und manipuliert hörbare Aktivität in öffentlichen und privaten Umgebungen und beobachtet, konfrontiert und befragt die Gewohnheiten des Hörens in routinierten sowie außergewöhnlichen Zusammenhängen. Er realisiert Installationen, essayistische Projekte/Fieldtrips, sowie situative Musikaktionen mit seinem Werkzeugkoffer voller präparierter Objekte, Blas- und Perkussions Eigenbau, Miniaturgestik und Stimmlaut.

www.peterstrickmann.info
www.youtube.com/watch?v=lZcSzJ77Vc8
www.peterstrickmann.bandcamp.com


Michal Cáb – Improvisiertes Konzert für DIY-Mehrkanal-Soundsystem & Tastlaute
Konzert: 07.05.2018

Michal Cáb bewegt sich in einem experimentellen elektronischen Feld von unterschiedlichen Aktionsformen der Klangproduktion. Dabei entstehen neben der eigenen Entwicklung von Aufführungsformaten für seine Kompositionen intensive Kooperationsprojekte mit anderen Künstlern. Von besonderem Interesse ist für Michal Cáb dabei die Entwicklung von digitalen Plattformen als „open-source“ Angebote zur Generierung und Steuerung elektronischen Klangmaterials und dessen möglicher Verräumlichung in mehrkanaligen Wiedergabeverfahren.

http://ticho.multiplace.org


Lautsprecher
Zeitraum: 01.06.-10.06.2018
Künstler: Heiko Wommelsdorf

Aufder Suche nach dem Ursprung von Klang erforscht Heiko Wommelsdorf inseinen künstlerischen Arbeiten charakteristische Klang-Merkmale vonOrten und Räumen. Durch minimale Setzungen leitet er mit seinenraumbezogenen Klanginstallationen eine Veränderung bzw. Verschiebungvon Wahrnehmung ein. Der Raum als solcher ist hierbei in seiner ganzindividuellen Beschaffenheit wesentlich an der Produktion akustischerFormen beteiligt. Visuell weisen Wommelsdorfs Arbeiten eine sehrreduzierte Handschrift auf. Das von ihm verwendete Material spiegeltebenso wider, dass Klang in seiner künstlerischen Praxis immer auchvisuelle Komponenten aufweist und dadurch in ortsspezifischenInstallationen erfahrbar wird.

www.heikowommelsdorf.de

Heiko Wommelsdorf – Schritte Strobreden

Heiko Wommelsdorf – In-Ear


Hubert Steins – Zweckentfremdet – Der Lautsprecher als Material der Klangkunst
Vortrag: 31.05.2018

Lautsprecher sindSchnittstellen, an denen elektronische Signale in hörbaren Schallgewandelt werden. Dabei wird ihnen im Verbund mit elektronischenKlangquellen und Verstärkern Neutralität abverlangt, dank der Musikunverfälscht reproduziert werden soll. Doch die künstlerischePraxis zeitgenössischer Musik und Klangkunst zeigt, dass in derKunst das Primat des High Fidelity häufig keine Bedeutung hat.Ausgehend von unterschiedlichen Philosophien der Klangproduktion inder elektroakustischen Musik stellt der Kölner Musikjournalist undKlangkünstler Hubert Steins ungewöhnliche Verwendungsweisen desLautsprechers in der Klangkunst vor.

https://steinshubert.wordpress.com


Rob Frye – Flux Bikes
Konzert: 21.04.2018

Rob Frye ist Flux Bikes. Mit Synthesizer, Flöte, Saxophon, Klarinette, Gitarre und Trommel ist Rob Frye aus Chicago in Bands wie Bitchin Bajas und El is a Sound of Joy präsent.

Mit Flux Bikes spielt er sein Fahrrad als Instrument: Seine Performance beginnt vor dem Konzert, er ist mit dem Fahrrad unterwegs zu seinem Konzert und experimentiert weiter mit Dynamik, Poly-Rhythmen und Loops. Die Reifen erzählen von der Reise zwischen Melodie, Noise und sound intervention.

Seine kollaborativen Touren reichen von 5 km bis zu über 5000 km. Nach Amerika und Spanien folgte Deutschland 2017. (Text von Katharina Ritter)

http://fluxbikes.blogspot.com
https://lakeparadiserecords.bandcamp.com/album/flux-bikes-sue-olas
https://vimeo.com/226845268


Dunkle Bilder, dunkle Klänge, dunkle Getränke
Zeitraum: 31.03.-08.04.2018
Künstlerin: Katja Kölle

Die private Ausstellung „Dunkle Bilder, dunkle Klänge, dunkle Getränke“ beginnt nicht mit einer Eröffnungsrede, die Hintergrundwissen vermittelt, den Blick lenkt und mit einem fast obligaten Glas Sekt endet. Die Rituale von Ausstellungseröffnungen werden nicht gewährt, denn es fragt sich, ob die liebgewonnenen Gewohnheiten nicht gerade die Distanz schaffen, die eigentlich überbrückt werden soll?

Stattdessen wird man über die Ausstellungsdauer auf ein dunkles Getränk und, wenn man möchte, zum Gespräch eingeladen. Man kann in den dunklen Klängen wandeln, an die kleinformatigen, dunklen Bilder herantreten und wird spätestens beim Einverleiben des Dunkelgetränks mit den wahrnehmungsübergreifenden Fragen der Rauminstallation befasst sein.

www.katja-koelle.de

Katja Kölle – Verschlungen

Katja Kölle – Dunkle Bilder, dunkle Klänge, dunkle Getränke


Strobreden – Eröffnung
Zeitraum: 04.06.-18.06.2017
Teilnehmende Künstler*innen: Heiko Wommelsdorf, Surya Tüchler und Katja Kölle
Einführung: Prof. Dr. Alex Diel

Verehrte Anwesende, liebe Gäste,

wie Sie der Einladung entnommen haben, habe ich die Ehre, Frau Helga de la Motte-Haber zu vertreten, um dieses Klangkunst-Ereignis einzuleiten. Helga de la Motte-Haber hätte sicherlich mehr aus der Perspektive Musiktheorie und Musikpsychologie diese raumbezogenen Klangschöpfungen der hier präsentierenden Künstlerinnen und Künstler würdigen können. Ich dagegen begegne den Werken und dem Ort eher aus der Perspektive von bildender Kunst und Wahrnehmung, Begriffsdeutung und Erkenntnisgewinn bei ganzheitlicher Betrachtungsweise, wobei die jeweiligen Raum- und Zeitbezüge auch die Mehrdeutigkeiten der Ereignisse bestimmen, ihnen Sinn und Hintersinn zuordnen.

Strob-reden oder Stroh-breden kommt zu jeweils unterschiedlichen Interpretationen je nach Sprachgenauigkeit, Gewohnheit oder Überlieferung eines solchen Namens, wo wir uns hier befinden. In seinem Gutachten zur Namensforschung dieser Gemarkung in Bahrenfeld kommt Professor Jürgen Udolph zu dem Schluß – ich zitiere: „Die Grundbedeutung des Flurnamens Strohbreden kann unter Berücksichtigung der Erkenntnisse nicht genau ermittelt werden. Es handelt sich um ein Flurstück, das entweder von Gebüsch oder Dickicht bewachsen war oder um eine Ackerfläche, die mit Getreide bebaut und nach den Strohhalmen benannt worden ist.”

Sie sehen, welche Bandbreite einer Interpretation schon eine so geringe klangliche Verschiebung bewirken kann.

((Ich erinnere nur an den Sinn-Unterschied von zumachen und zu machen.))

Trotzdem unsere wahrnehmenden Sinne in einer komplexen Beziehung zueinander stehen, – auch wenn nicht alle Menschen zu den gleichen synästhetischen Erlebnissen fähig sind -, so lehrt uns doch die Alltagserfahrung, daß einzelne Geschehnisse vorwiegend visuell oder akustisch getrennt wahrgenommen werden. Und dabei haben wir auch noch einen Tast-, Geruchs- und Geschmackssinn, die physiologisch gut entwickelt sind, wenn sie gebraucht werden. Ein Bewußtwerdungsprozess hat damit auch die Grenzen traditioneller Zuordnungen zu Musik oder Kunst oder Theater fließend werden lassen, um neue und erweiterte Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozesse zu ermöglichen.

Diesen Aspekt möchte ich besonders hervorheben. Zwei Begriffe stehen dabei im Vordergrund, auf die ich später kurz eingehen möchte: Klangkunst und Performance.

Diese kleine Veranstaltung hier findet auch statt im Rahmen des Hamburger „Blurred Edges Festivals für aktuelle Musik“, seit gut 10 Jahren ein Klangkunst Ereignis, das in seiner Vielfältigkeit über den Rahmen Musik weit hinaus geht und nur sich selbst zugeordnet werden kann. Die Bezeichnung „blurred edges“, ursprünglich aus der Fachterminologie von Fotografie und Drucktechnik stammend, kennzeichnet sehr genau die unklaren Grenzen, das Undeutliche und Unscharfe in unserer Wahrnehmung. Dieses Phänomen aufgreifend sind heute in der Kunst kaum noch wirkliche Zuordnungen zu Bild oder Objekt, Klang oder Geräusch, Ursprung oder Reproduktion, Natur oder Umwelt feststellbar, wenn man sich als Betrachter oder Zuhörer nicht auf sensible Wahrnehmung und reflektierende Auseinandersetzung einläßt.

Die Klang – Kunst – Schaffenden (alles mit Bindestrich geschrieben) mögen es mir nachsehen, wenn ich jetzt erst einen kleinen, ortsbezogenen Exkurs vornehme. Schon deshalb, weil sich Katja Kölle auch hier vornehmlich mit der Farbigkeit des „weißen Rauschen“ auseinandersetzt, Surya Tüchler ihre Lautlosigkeit zum künstlichen Klangkörper mutiert und Heiko Wommelsdorf die Stummheit von Objekt-Installationen zur inneren akustischen Resonanz formt.

In diesem Hause aus dem Ende des 19. Jahrhundert eines ehemals Hamburger Vorortes lebt ein Geist der Geschichte, der – wie man so schön sagt –einem die Ohren zum Klingeln bringt. (Die Ohrenärzte nennen das Tinnutus aurium, bei dem der Betroffene Geräusche empfindet, denen keine äußeren Schallquellen zugeordnet werden können.)

Ganz das Gegenteil zu den Schallereignissen, denen Felicitas und James Kölle (und viele ihrer Nachbarn) ausgesetzt wurden, als dieses ehemals dörfliche Zentrum von Bahrenfeld durch eine Autobahnschneise zerteilt und mit einer permanenten Lärmbelästigung aus Motorenlärm und Fahrgeräuschen überflutet wurde. Jetzt, 40 Jahre später werden an der Autobahn endlich Lärmschutzmaßnahmen ergriffen, und in dieses Landhaus von 1895 kehren Geräusche, Klänge und Töne in Form symbolischer künstlerischer Darbietungen zurück.

Es wird nun von Klangkunst-Begeisterten bewohnt und beschallt und hin und wieder der Öffentlichkeit präsentiert – als ein neuer, ein anderer kultureller Aktionsraum von Bahrenfeld. (Fragezeichen)

– Surya Tüchler steht sprachlos vor den Zuhörern und trotzdem tönt es aus ihrem Mund. Ein Klang-Automat oder eine Repräsentation der mechanisch tönenden Zeit ? (Surya ist ein Sanskrit-Wort und heißt Sonne. „Nomen est omen“ – der Name ist ein Zeichen?? – In der indischen Mythologie, der Vedischen Religion, ist Surya die Tochter des Gottes der Morgensonne „Savitri“.)

– Katja Kölles Porzellan-Eule „Leisheit – ist auf einem Auge taub“, oder – man kann auch sagen – auf einem Auge blind, aber nicht stumm und blickt als Nachttier in einen hell erleuchteten Raum. Als Sinnbild der Weisheit ist die Eule in der griechischen Mythologie der Göttin Pallas Athene zugewiesen, – der Schirmherrin der Künste und Wissenschaften -, weil sie sehend die Dunkelheit durchdringt. Diese hier tönt allerdings in Farben der duftenden Natur (etwa Flieder als weißes Rauschen oder Lavendel in „fis“), die sich im Raum dann ausbreiten, wenn die Fenster geöffnet sind.

– Heiko Wommelsdorfs „Thermohygrographen“ sind auch Repräsentanden einer Umwelt von Kunstwerken. Diese Geräte schreiben etwas auf, was auch wir fühlen, nur unscharf wahrnehmen, aber nicht eindeutig beschreiben können. An sich sind die Geräte tonlos, sie teilen uns ihre Botschaft in Form von Zeichnungen auf Papierstreifen mit, und ihre raum-zeitliche Bedeutung im Zusammenhang von Kunstwerken und Betrachter muß erst zu verstehen gelernt werden. Wenn trotzdem in diesem Umfeld etwas tönt, dann sind es die Geräusche der Besucher.

(( Ich möchte nicht alles interpretieren, sondern nur eine Anregung zur eigenen Betrachtung geben.))

Was ich hiermit sagen will, ist, daß die Komplexheit künstlerischer Produktion nicht mit eindimensionalen Begriffen erfaßt werden kann. Wir dürfen alles, was wir wahrnehmen, nicht einfach für „wahr“ – also eindeutig – nehmen, sondern auch als Sinnestäuschung begreifen, die einer weiterführenden Auseinandersetzung mit allen daran beteiligten Sinnen bedarf.

Und so komme ich nun zur Klangkunst und Performance: In den 1960er Jahren wurde, zunächst in den USA, der Begriff „Performance Art“ zu einer Sammelbezeichnung für künstlerisches Geschehen, das den üblichen Kontext der „Performing Arts“ (Darstellende Künste) und der „Visual Arts“ (Bildende Künste) sprengte: Happenings, „Live Events“, Fluxuskonzerte, Straßenaktionen und Demonstrationen als öffentliches künstlerisches Ereignis. Beeinflusst durch Dada, Surrealismus, die Situationistische Internationale und Konzeptkunst wurde „Performance Art“ um 1970 von Künstlern der darstellenden, bildnerischen und Ton-Künste verstärkt als Antithese zu Theater formuliert und zunehmend als konzeptuell eigenständige Kunstform verstanden. – siehe Documenta !

In „Performance Art“ dieses Typs sollte ein künstlerisches Ereignis nie in der gleichen Weise wiederholt werden und nie die Struktur eines Stückes darstellender Kunst haben. Für die so definierte Kunstform wurde die Formel „Performance“, im Sinne von „Kunstperformance“, ins Deutsche übernommen.

Eine Klang-Performance nannte Helga de la Motte-Haber eine „immaterielle Installation“, eine ephemeres, d.h. kurzlebiges, flüchtiges, vorübergehendes, vergänglich klangliches und darstellendes Kunstwerk. Theoretiker und Künstler unterscheiden demnach auch „Performance“, die sich aus Konzepten der Bildenden Kunst entwickelt hat, von Formen, die aus den darstellenden Künsten kommen, wie Theaterperformance, Musikperformance, Literaturperformance.

Es ist also nicht zu weit hergeholt, wenn ich die Aktivitäten von Cita und James Kölle und die Artikulationen der Bahrenfelder Bürgerinitiative „Ohne Dach ist Krach“ auch in die Kategorie „Performance“ einordne. Diese bestand darin, die öffentliche Wahrnehmung zu sensibilisieren und Zusammenhänge bewußt zu machen, daß das durch Technokraten und Wirtschafts-Wachstums-Ideologen geschaffene „Hintergrundrauschen“ in unserer natürlichen und sozialen Umwelt nicht auch noch als Kollateralschaden zu akzeptieren sei.

Ich habe diese weitausholende Betrachtung zur Eröffnung gewählt, weil hier am Strobreden diese Künstler-Initiative eines Klang-Kunst-Zentrums in Bahrenfeld als Wohn -, Arbeits- und Erlebnisstätte mir auch als eine Fortsetzung der Intensionen von Felicitas und James Kölle erscheinen. Nur der Kunst gelingt es, Lebenszusammenhänge sowohl unscharf und verschwommen als auch gleichzeitig präzise und sinndeutend darzustellen. Und die ehemaligen Bewohner dieses Hauses leben so lange, wie man sich ihrer erinnert. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Katja Kölle – Ich atmet

Heiko Wommelsdorf – Dämmung

Surya Tüchler – SpieluhrMund

Katja Kölle – Leisheit

Heiko Wommelsdorf – Thermohygrographen

Katja Kölle – Klang-Duft-Fenster